Ein Beispiel drei Perspektiven - wer entscheidet über Süssigkeiten?
Wir haben dieses Praxisbeispiel einer Fachperson gegeben, um ihre Perspektive auf die Situation zu erfragen. Die Fachperson wiederum hat mit Kindern (in diesem Fall Kleinkindern) über mögliche Lösungen gesprochen. Es hat sich gezeigt, dass es nicht eine "richtige" Lösung gibt, sondern dass eine Lösung im Diskurs entsteht. Die Leistung und Kompetenz der Fachperson liegt darin, bewusst und begründet zu handeln.
Hier gibt es die Antworten:
Antworten Fachperson:
Sie sieht das Verhalten des Kindes im Kontext seiner Lebenswelt: Zuhause werden Süssigkeiten als Ausdruck von Liebe verschenkt – auf der Wohngruppe gelten hingegen andere Regeln. Sie betont, dass Kinder zwar Struktur brauchen, aber auch einbezogen werden sollten:
„Wie kann man ein Kind einbeziehen?“ fragt sie. „Vielleicht ist der Zeitpunkt um drei Uhr zu spät.“
Es wird reflektiert, wie schwer es ist, individuelle Lösungen in einem Gruppenalltag umzusetzen. Der Gesundheitsaspekt bleibt wichtig, gleichzeitig möchte sie das Kind nicht frustrieren. Sie schlägt vor, mit den Eltern Vereinbarungen zu treffen und dem Kind zu erklären, warum gewisse Regeln gelten.
Ein möglicher Kompromiss: „Süsses am Morgen in kleiner Menge – und nochmals etwas am Nachmittag.“ Wichtig ist: Klarheit, Kompromisse und Eltern einbeziehen."
Ihre Haltung zeigt ein Spannungsfeld: zwischen klarer Führung und partizipativem Handeln, zwischen strukturellen Vorgaben und individueller Lebenswelt
Antworten Kinder
Die Kinder zeigen viel Verständnis für das Mädchen.
Ein Vorschlag lautet: „Ein bisschen Süsses am Morgen und dann etwas Gesundes.“ Sie wünschen sich, dass das Mädchen glücklich ist und sehen das Wegsperren der Süssigkeiten kritisch. Auch die Idee, dass Kinder mitentscheiden dürfen, wann und wie viel sie essen, wird genannt – mit unterschiedlichen Meinungen dazu. «Ein Stück Schokolade am Morgen, ein Schleckstängel am Nachmittag. Ich würde sie trösten, wenn sie traurig ist. Und: Ja, Kinder sollen mitreden dürfen.» «Ein bisschen Süsses am Morgen und dann etwas Gesundes. Dann ist sie nicht wütend. Sie soll doch glücklich sein.»
Interessant ist der moralische Blick: Ein Kind findet es „fair“, dass die Süssigkeiten eingeschlossen werden – ein anderes meint: «Kinder sollten selbst entscheiden, wann und wie viel sie essen.»
Das Verständnis für Gesundheit ist noch vage («Dann hat sie Bauchweh»), aber sie zeigen grundsätzlich Mitgefühl und den Wunsch, dass das Kind glücklich ist.